Finden bei jedem Rundgang neuen Diskussionsstoff: (v.l.) Andrea Sorg (Leitungsteam Museum) sowie die Künstler Nicola von Thurn und Josef Pleier. © BJU
Oberammergau – „Pathos“ – ein anspruchsvolles, vielschichtiges und herausforderndes Thema hat sich der 1965 gegründete Künstlerbund Garmisch-Partenkirchen für seine diesjährige Jahresausstellung ausgewählt. Durchaus zum Passionsspielort passend, wo die Kunstschaffenden nach 2018 und 2019/20 schon zum dritten Mal im Oberammergau Museum zu Gast sind.
Bunt wie der Blick in die Ausstellungsräume und Vitrinen ist auch der Reigen an Intentionen der 34 beteiligten Künstler. Bunt die Vielfalt der überwiegend aktuell zum Thema gefertigten Kunstwerke: Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Installationen und Skulpturen. „Hier entdeckt bestimmt jeder Besucher ein Werk, das ihn besonders anspricht und berührt“, sagen Josef Pleier und Nicola von Thurn, beide Jurymitglieder im Künstlerbund sowie ausstellende Künstler – schließlich bietet sich ihnen selbst bei jedem Rundgang neuer Diskussionsstoff.
Weshalb verknüpfen viele Menschen Berge mit dem Begriff „Pathos“? Immer wieder tauchen diese auf – ob Regina Wuscheks gelb leuchtender „Vulcano“, Bettina Hobels golden überhöhte „Zugspitze“, Peter Vögeles Plastik „Berg-Reiter“ oder Stefan Wehmeiers „Entfernte Gipfel“, die beständig zu neuen Entdeckungen einladen. Der in Köln geborene und in Hechenwang lebende Künstler und Poet Wehmeier präsentiert heuer im sogenannten Sonderbeitrag zahlreiche Arbeiten. Felsen und Berge, bewegt auf Leinwand und Papier gebannt – sie entführen in atmosphärische Farbräume, spiegeln innere Bilder wider, sind eindrucksvolle Zeugnisse erlebter Naturimpressionen. Zudem faszinierende keramische Objekte aus abstrahierten und neu interpretierten Naturformen.
Pathos – für Barbara Hauer ist das eine mit Leidenschaft ihren Glauben vermittelnde Theresa von Avila, für Maire Borchard der auf Leinwand gebannte Klangkörper von Tschaikowskys 6. Sinfonie „die Pathetische“, für Ludmilla Stepanek die zu einem Objekt verbaute Kochlöffelsammlung ihrer Mutter, für Ulrich Klieber ein Fensterblick aufs Murnauer Moos zu Klängen von Glenn Gould. Der Begriff „Pathos“ will durchaus zum Parodieren einladen. Rita de Muynck tut dies mit ihrem auf dem Rücken zappelnden Hund als Symbol für Donald Trump, Tom Wenig in seiner „schein-heiligen“ Videoinstallation, Michi Gräper mit ihrer egozentrischen Büste „Herrlichichich“, Heike Schäfer mit zum Fetisch vergoldeten Brennholzscheiten oder Barbara Lorenz Höfer mit einer raumgreifenden zweiteiligen Installation eines stachelbewehrten Rosenkranzes.
Nicht minder originell: ein streng sein Gegenüber fixierender Affe von Stephanie Kelch-Onckens oder der zwölf Meter lange, aus Stoff, Pelz und Holz geschaffene „Parasitos“ von Mira Friedrichs,
ein geradezu pathetisch vergrößerter Bandwurm, der über parasitäres Verhalten in unserer Gesellschaft nachdenken lässt.
BARBARA JUNGWIRTH
Die Ausstellung „Pathos“
mit 34 beteiligten Künstlern ist noch bis zum 2. Februar im Oberammergau Museum, Dorfstraße 8, täglich, außer montags, von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.
Quellenangabe: Garmisch-Partenkirchner Tagblatt vom 04.01.2025, Seite 37
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